Was brauchen Katzen-Senioren eigentlich in ihrer Ernährung? Wir haben unsere Freundin und krasse Ernährungsexpertin für Katzen Franzisca Flattenhuter für dich gefragt, was es mit dem Thema Seniorenfutter auf sich hat.
„Einen alten Baum verpflanzt man nicht“, besagt ein deutsches Sprichwort. Und tatsächlich scheuen die meisten Katzenhalter*innen jegliche „Experimente“, wenn es darum geht, ihren Tiersenioren Veränderungen zuzumuten. In puncto Ernährung wird das besonders deutlich: Da können die ganzheitlichen Therapeut*innen noch so sehr auf eine artgerechte Ernährung pochen – wenn das Tier doch schon seit Jahr und Tag nur ein einziges Futter bevorzugt oder der behandelnde Tierarzt zu einem bestimmten Spezialfutter geraten hat, werden alle (Futter-)Umstellungsversuche meist schon im Keim erstickt.
Wenn du mich aus den Sozialen Medien kennst, dann weißt du: Mein Herz schlägt für Tiersenioren! – in meiner täglichen Praxisarbeit, wie auch in meinem Privatleben. Seit einigen Jahren adoptiere ich nur schwerkranke, sehr alte Katzen aus den umliegenden Tierheimen und Tierschutzvereinen. Dadurch habe ich mir ein riesiges Wissen rund um die Bedürfnisse unserer Katzensenioren angeeignet und viele Methoden kennengelernt, ihr Leben trotz jeglichen Alters und verschiedener Handicaps und Erkrankungen so unbeschwert wie nur möglich zu gestalten. Eine ausgewogene, wohltuende und wohlschmeckende Ernährung ist hier das absolute A und O. Ich möchte daher die Gelegenheit nutzen und mit einigen Mythen und Vorurteilen aufräumen, die sich rund um die Fütterung unserer Tiersenioren halten – und darüber sprechen, was sich denn wirklich im Napf unserer älter werdenden Katze befinden sollte.

Brauchen alte Katzen spezielles Senioren Katzenfutter?
Nein! Die Tierfuttermittelindustrie hat sich einen sehr mutigen Kniff einfallen lassen: Sie erklärt unsere Katzen bereits ab einem Alter von 7 Jahren zum Senior – ein Alter, in dem das Tier, wie du sicherlich selbst festgestellt hast, in der Blüte seines Lebens steht. Bei guter Pflege und Versorgung sowie bei entsprechender Konstitution kann eine Katze problemlos 18 Jahre und älter werden! (BTW: Ich selbst habe im März einen 24-jährigen Kater aus dem Tierheim Nördlingen adoptiert. Von seinem „Rentnerdasein“ möchte diese graue Eminenz noch gar nichts wissen.)
Warum macht die Tierfutterindustrie das? Nun, der Grundgedanke ist recht vernünftig: Es ist ganz natürlich, dass das Tier häuslicher und bewegungsfauler wird. Würde man das Tier weiter füttern wie bisher, hätte es schon bald einige Pfund zu viel auf den Rippen. Dabei belastet Übergewicht bei den Katzen ebenso wie bei uns Menschen den Bewegungsapparat und das Herz-Kreislaufsystem, begünstigt die Ausbildung von Harnkristallen und vieles mehr. Um dem vorzubeugen, haben sich viele Hersteller dazu entschieden, ein kalorienreduziertes Spezialfuttermittel auf den Markt zu bringen: Es soll die Katze satt und glücklich machen, ohne ihr allzu viel Energie zuzuführen. Dieser Effekt kommt zustande, indem man die energieliefernden Futterkomponenten reduziert – und zugleich durch Füllstoffe „Masse“ erzeugt; die Hersteller ersetzen in den Seniorfuttermitteln deshalb vorwiegend die hochwertigen Proteinquellen durch bindegewebige Eiweißstrukturen beispielsweise aus Lunge und Schlund oder setzen sogar pflanzliche Eiweiße, etwa aus der Erbse oder der Sojabohne ein.
Der Versuch, an Energielieferanten zu sparen, hat jedoch seinen (gesundheitlichen) Preis: Qualitativ minderwertige Rezepturen belasten den Verdauungstrakt und die Stoffwechselorgane insbesondere der älter werdenden Tiere über, Verdauungsbeschwerden, Erkrankungen der Leber und der Nieren können die Folge sein. Aufgrund ihrer – reell betrachtet – minderwertigen „Spezialfütterung“ sehen viele alte Tiere aus, als trügen sie einen Schlafanzug, der ihnen einige Nummern zu groß geworden ist: Der Mangel an hochverdaulichen, hoch bioverfügbaren Nährstoffen führt dazu, dass sich die Muskulatur und damit die Struktur des Tieres in besorgniserregendem Maße zurückbildet.
Im Alter verändern sich die Ansprüche unseres Stubentigers an seine Ernährung; und dennoch ist unser Katzensenior auf eine ausreichende Versorgung mit Energie und Nährstoffen angewiesen. Lasst uns heute einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass unser Tier würdevoll und (den Umständen entsprechend) gesund altern kann.
HINWEIS! Hochwertiges Futter? Das hat einen sehr hohen Fleischanteil, verzichtet auf Getreide, Zucker und anderes Gedöns, das Futter eben einfach nicht braucht! Wie du artgerechtes Futter für deine Katze erkennen kannst, das haben wir dir in unserem Blog-Artikel "Gutes Katzenfutter erkennen" nochmal genau aufgeschrieben!

Eine Futterumstellung ist auch im Alter noch möglich!
Natürlich gibt es diese sturen Tierchen, die über Jahre hinweg nur ein und dasselbe Futter in ihrem Napf akzeptieren und sich bislang jeglichen Umstellungsversuchen verweigert haben. Dennoch ist es immer wert, entspannt einen neuerlichen Versuch zu starten. Wenn wir die Qualität des Katzenfutters anheben möchten, allen Alters-„Regularien“ zum Trotz, wollen wir unseren Tiersenior schließlich nicht ärgern, sondern einen entscheidenden Beitrag zu seinem Wohlbefinden leisten. Dabei möchte ich das Wort „entspannt“ betonen.
Insbesondere wenn das Tier sehr alt und vielleicht sogar schwerkrank ist, ist es erstmal wichtiger, dass es überhaupt regelmäßig und ausreichend frisst, als dass das Futter allzu hohen Qualitätsansprüchen genügen muss. Eine artgerechte und individuell angepasste Ernährung ist der Grundstock ist für eine ganzheitliche Tiergesundheit und die Regenerationsfähigkeit des Körpers – wenn die Futterumstellung aber nur mit großen Überwindungen und Einschränkungen vonstattengehen kann, sollten entsprechende Kompromisse gemacht werden.
Für Tipps, wie eine Futterumstellung auf artgerechtes Futter noch klappen kann, haben wir dir unsere Tipps mal hier aufgeschrieben. Es lohnt sich!
Es ist nicht ok, wenn sich die Katze nur noch von Junkfood und Leckerlis ernährt!
Ich ertappe meine Klient*innen immer wieder dabei, dass sie „Altersmilde“ walten lassen, was die Fütterung ihres Tiersenioren betrifft: „Er / sie ist doch schon so alt, da darf er / sie doch fressen, was er / sie möchte.“ Leider nein. Wir tragen auch bei unserem Tiersenioren die Verantwortung, so hochwertig wie nur irgend möglich zu füttern. Nur ist es leider so, dass im Alter die Sinnesleistung nachlässt – bei unseren Katzen ebenso wie bei uns Menschen. Daher bevorzugen viele Tiersenioren Futter, das besonders intensiv schmeckt und riecht beziehungsweise stark mit Geschmacks- und Aromastoffen angereichert ist. Solche Tiere von einer hochwertigeren Fütterung zu überzeugen, kann schwierig werden – aber eben nicht unmöglich.

Spezialfutter und mögliche Folgen?
Wenn Katzen-Senioren zusätzliche Erkrankungen haben, dann ist das nochmal etwas anders. Erkrankungen der Leber, der Nieren und der Bauchspeicheldrüse können eine Rationsanpassung erforderlich machen. In welchem Maße das erfolgen sollte, hängt von der Symptomatik der Katze, ihrem Fressverhalten, ihrer Verdauungsleistung und den vorliegenden Befunden ab. Erfahrungsgemäß wird in der konventionellen Veterinärmedizin viel zu früh zu einer Spezialdiät geraten: So erlebe ich es immer wieder, dass Katzen bereits in einem sehr frühen Stadium der Niereninsuffizienz nur noch proteinreduziertes Futter bekommen sollten. Dabei haben Untersuchungen längst bewiesen, dass der Proteingehalt nicht pauschal reduziert werden sollte. Ein dauerhaft zu niedriger Proteinanteil im Katzenfutter führt zu einem Proteinmangel, welcher schwerwiegende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann. Stehen im Stoffwechselprozess zu wenige Proteine zur Verfügung, greift der Körper auf eigene Eiweißstrukturen zurück und verstoffwechselt diese. Dadurch kommt es zu einem fortschreitenden Muskelschwund, zu einem Verlust von Gewebe, Körperstruktur und Agilität und unbehandelt zum Tod durch Organversagen.
Hinweis: Wenn du also eine Katze hast, die auf Grund einer Erkrankung, wie z.B. einer Nierenkrankheit besondere Bedürfnisse hat, empfehlen wir dir Immer eine Ernährungsberatung für Katzen, um auf die individuellen Werte der Erkrankung eingehen zu können.
Ja, es lohnt sich! Immer!
Nichts macht mich in meinem Praxis- und Berateralltag betroffener (ja, ich gebe zu: auch wütender) als Aussagen wie: „Das Tierchen ist doch schon so alt. Das lohnt sich doch nicht mehr.“ Nur weil unsere Katze ein bestimmtes Alter erreicht hat, darf das nicht der Freifahrtschein dafür sein, ihre Bedürfnisse zu ignorieren! Durch eine angepasste, optimierte Optimierung und bestenfalls gezielte Nahrungsergänzung können wir den Gesundheits- und Allgemeinzustand unseres Stubentigers sogar in einem ganz erheblichen Maße beeinflussen und verbessern.
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