Von “Churros” und großer Katzenliebe

Von “Churros” und großer Katzenliebe

Heute möchten wir dir unsere tolle Miez-Heldin Claudia von Street Cats Rescue in Spanien näher vorstellen. Unsere Freund*innen von Street Cats Rescue füttern täglich über 120 Straßenmiezis in verschiedenen Kolonien. Zudem kümmern sich die Tierschützer*innen um Kastrationen sowie die Vermittlung von Fellnasen. Wir haben die engagierte Cat Lady zu einem virtuellen Interview getroffen und freuen uns, dieses mit dir teilen zu dürfen.
STRAYZ ist kein Traum mehr! Du liest Von “Churros” und großer Katzenliebe 8 Minuten Weiter Ray und die griechische Streunergang

Warum hast du dich dazu entschlossen, Street Cats Rescue zu unterstützen?

So richtig habe ich das nicht wirklich ‘entschieden’, da bin ich irgendwie reingerutscht. Im September 2018 hatte ich bei der Tierarztklinik AgroConil einen 6 monatigen Kurs als ‘auxiliar técnico de veterinario’ (Tierarzthelferin) angefangen und habe im März 2019 im Anschluss an den Kurs einen Monat aushilfsweise bei dem Tierarzt gearbeitet. Während der Arbeit dort habe ich mitbekommen, wie viele ‚protectoras‘ (Tierschützer), ähnlich wie Jackie, Katzen zu diesem Tierarzt bringen, für die Kastration und die Behandlung von verletzten Straßenkatzen oder für die Vorbereitung von Kitten für die Adoption (Impfungen, Chip, Kastration).

Als der Kurs und meine anschließende, kurzfristige Anstellung beendet waren, habe ich bei Jackie angefragt, ob sie Hilfe braucht. Die Idee war, solange dort ein wenig auszuhelfen, bis ich einen Job als Tierarzthelferin gefunden habe. Aber daraus wurde nichts, denn ich habe dann relativ schnell angefangen, 6 Tage die Woche bei Jackie zu arbeiten. Anfangs mit den anderen Freiwilligen (work aways) bei Jackie (putzen, füttern, medizinische Versorgung), da es gerade Sommer war und es eine Flut von Kitten zu versorgen gab – und viele von den Kleinen an einer Pilzinfektion litten. Nach und nach habe ich die Tage, an denen ich bei Jackie bin und direkt beim Füttern und Reinigen helfe, auf 3 Tage die Woche reduziert und mache stattdessen viel von zu Hause oder bin unterwegs, um Straßenkatzen einzufangen.

Vor meiner Zeit bei Street Cats Rescue wurde ich aber schon von meinen Freunden als Crazy Cat Lady bezeichnet, da ich selber 5 Katzen habe. Ein Jahr nachdem ich nach Conil gezogen bin, fing ich an, eine Katze in meiner Nachbarschaft zu füttern – die dann schwanger wurde und ihre Kätzchen kriegte (damals war ich noch nicht so pfiffig, die Kleine schnell zur Kastration zu bringen). Ich hatte vor, die Katzen weiter auf der Straße zu versorgen. Es war nie meine Absicht, sie bei mir aufzunehmen. Aber nach 5 Monaten kam Mama mit einem der Kitten, das vorher noch total scheu war, eines Abends auf mich zu: der Kleine hatte ein gebrochenes Bein und eine sehr große, eitrige Bisswunde.

Natürlich habe ich ihn dann zur Tierklinik gebracht, und danach zu Hause versorgt: aus den zunächst vorhergesagten 2 Wochen wurden erst 5 Monate und nun mittlerweile fast 6 Jahre. Luna, die Mama, wohnt nun ständig in meiner Wohnung, Charlie, mit der gebrochenen Pfote, ist jede Nacht hier, ebenso seine Schwester, Puntito. Eine weitere Schwester, Selva, ist sehr scheu und kommt eigentlich nur nachts zum Fressen. Wenn am nächsten morgen die Fressnäpfe sauber geleckt sind, weiß ich, dass Selva hier gewesen ist.

Neben diesen 4 gibt es noch Manchito. Der gehörte nicht zu dem Wurf, tauchte aber zur gleichen Zeit in meiner Nachbarschaft auf. Vermutlich hatten Touristen ihn den Sommer über gefüttert und sind dann einfach abgereist. Manchito ist etwas speziell – ich habe eine geistige Behinderung diagnostiziert. Er scheint zu vergessen, wo er ist und v.a. wer ich bin. Daneben hat er noch Probleme mit der Hüfte und kann nicht wirklich hoch springen. Mit viel Konzentration schafft er es aufs Bett und beim runterspringen landet er meistens auf dem Bauch. Aber er ist sehr glücklich und liegt jeden Abend mit mir im Bett (meistens muss ich ihn reinheben). Manchito geht natürlich nie raus, das wäre zu aufregend für ihn, und er könnte nie schnell genug laufen oder springen, um sich in Sicherheit zu bringen.

Wie man sieht, vor meiner Zeit bei Street Cats Rescue gab es schon eindeutige Zeichen, in welche Richtung sich mein Leben verändern wird... ☺

Was ist eure größte Herausforderung in der täglichen Arbeit?

Die größte Herausforderung ist, die unaufhörliche Anzahl an Hilfsanfragen zu beantworten und oft einfach keine Hilfe anbieten zu können. Mittlerweile sind v.a. Jackies aber auch meine Telefonnummern im Umlauf und werden weitergegeben, so dass wir nie wissen, wann uns jemand anruft oder eine WhatsApp schickt. Diese Anrufe können jeden Tag inkl. Wochenende und zu fast jeder Uhrzeit kommen – wir leben ja in Spanien und hier ist es völlig normal, sich um 23 Uhr nach dem Abendessen bei Leuten zu melden.

Dabei geht es um verletzte Katzen, die gefunden wurden, Katzenkolonien, die außer Kontrolle geraten sind oder die Kastrationen von Katzen, die in Gärten aufgetaucht  oder aufgenommen wurden. Manchmal kann man objektiv nichts machen, aber manchmal können wir einfach keine Hilfe anbieten, weil wir es (zeitlich, körperlich und psychisch) nicht (mehr) schaffen. Zumal wir neben den neuen Anfragen ja auch noch weiterhin unsere anderen alltäglichen Aufgaben erledigen müssen: Tierarztbesuche, Katzen fangen und zur Kastration bringen, Katzen und Kolonien füttern etc.

Was war der schönste Moment, den du bislang im Zuge deiner Arbeit hattest?

Nun kommen wir zu meinem ‚berufsbedingtem‘ Lieblingsthema: Katzenkacke.

Einen der schönsten Moment hat mir Pirata beschert. Pirata war der Kleinste von 4 Kätzchen aus einem Wurf, die alle eine schwere Augeninfektion hatten. Wir mussten über mehrere Wochen allen vier Kitten 3 Mal täglich unterschiedliche Augentropfen geben, was sehr aufwendig war. Irgendwann entwickelte Pirata dann auch noch Probleme mit dem ‚Kacken‘. Er schaffte es leider nicht mehr alleine, er hat gedrückt und gekämpft, aber es kam nichts raus. Wir mussten ihm dann nicht nur die Augentropfen verpassen, sondern auch noch regelmäßige orale Medikamente geben, den Bauch massieren und Darm ausdrücken und v.a. darauf achten, dass er sich wirklich entleerte. Und Pirata ließ das alles brav mit sich machen, hat sich nie beschwert und war ein kleines, munteres Kerlchen.

Um seine Verdauung besser überwachen zu können und auch, um zu schauen, wie er mit seiner sehr eingeschränkten Sehkraft klarkommt (er hatte am Ende eine Sehkraft von nur 5-10%), habe ich Pirata dann mit zwei seiner Brüder, Georgie und Pauli, bei denen die Augeninfektion auch zu einer Sehbehinderung geführt hat, zu mir nach Hause genommen. Zu Hause bin ich dann wie eine ‚helicopter mum‘ immer hinter Pirata her, um zu gucken, ob er von alleine kacken konnte, oder ob ich nachhelfen musste. Und als er dann endlich seine erste komplette ‚Wurst‘ ganz alleine produziert hat, hatte ich vor lauter Freude Pipi in den Augen. Das war sooooo schön. Von dem Tag an war alles ok und er hatte keine Probleme mehr. Ich habe dann langsam alle Medikamente abgesetzt und nun ist Pirata mit einem seiner Brüder, Pauli, in einem liebevollen, wunderschönen Zuhause in Deutschland.

Was sind sonst noch Highlights aus deinem Miez-Heldinnen-Alltag?

Wenn man so viele Kitten auf engstem Raum großzieht, ist die Hygiene und Gesundheit besonders wichtig. Der erste Indikator, dass etwas nicht stimmt, ist: Durchfall (neben den andere wichtigen Dingen wie Katzenkotze, Katzen, die nicht fressen wollen, Katzen, die lethargisch sind). Jeden Morgen beim Reinigen der Katzenklos müssen wir deshalb genau darauf achten, wie die Kacke aussieht. Ich bitte dann oft die Freiwilligen, mir Fotos von den jeweiligen ‚Exemplaren‘ zu schicken und bzw. diese zu beschreiben (dafür nutze ich die Kategorien: Wurst, Pfannkuchen, Suppe - wobei meine Lieblingstierärztin statt von Würstchen kulturell korrekter von ‚churros‘ spricht).

Mit der Zeit ist man deshalb also etwas abgehärtet, was das Thema Katzenfäkalien (und die angemessene Bezeichnung) angeht und schmeißt sich dann schon mal mit Elan auf den Boden, um die Poop-Show live und von ganz nah und in Farbe selber mitzuerleben (nur so kann man sehen, ob die Katze vielleicht Würmer hat).

,Scooping poop‘ – wie ich es gerne nenne – ist eine der Hauptaufgaben für die work aways. Zu Hochzeiten gilt es, 20 Katzenklos täglich zu reinigen. Und dabei jedes Fundstückchen genau unter die Lupe zu nehmen. Wie beim Goldschürfen, nur dass man danach nicht (finanziell) reich wird. Soviel also zu meinem Lieblingsthema Katzenkacke.

Du kannst Street Cats Rescue helfen!

Wir finden, dass das tolle Street Cats Rescue Team rund um Claudia jede Menge Support verdient hat. Durch unser artgerechtes Bio-Katzenfutter sowie unsere fancy Fummel in unserem Onlineshop kannst du die Arbeit von Claudia sowie die spanischen Streunermiezis unterstützen.

Schreibe einen Kommentar

Alle Kommentare werden vor dem Veröffentlichen geprüft.

Diese Website ist durch reCAPTCHA geschützt und es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen und Datenschutzbestimmungen von Google.

Spendenzähler

Hier siehst du die Übersicht unserer gemeinsamen Streunerspenden!

3000000 Futterspenden
12000 Med. Hilfe
450 Kastrationen

Wir sind für dich da

Du hast eine Frage? Wir helfen dir gerne. Hier geht's zum Kontaktformular. Viele Infos findest du auch in unserem FAQ.